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  • Interview from Sigill-Magazine(August,1998)

Ihr seid nunmehr fast 7 Jahre aktiv. Eure Entwicklung verlief kontinuierlich nach vorn. Zuerst Tapes und Samplerbeitrage, dann eine Single und dann das erste CD-Album. Das sollte eigentlich die Regel sein, aber manche selbsternannte Kultgruppen der Szene produzieren sofort eine Scheibe fur den Mull. Was haltet Ihr von diesen „Spring ins Feld" - Anfangern.

Naturlich nicht viel, wobei man aber unterscheiden mu? zwischen den wirklich ausgereiften, aber leider seltenen Debut-Alben und denen, die durch Label und Umfeld belastet, schon von vornherein gegen den Baum gehen.
Moeglicherweise wurden fast alle Projekte, egal ob alt oder neu, irgendwo mit dem gleichen „Das kann ich vielleicht auch" - Initialfunken entfacht. Das ist im Grunde genommen nichts Schlimmes. Dummerweise scheint aber in dieser Euphorie so mancher zu vergessen, da? wir heute das Jahr 1998 schreiben. Da reicht es eben nicht aus, 2-3 Sequenzen zusammenzuwuerfeln, ein paar abgedroschene Klischees dazu zupacken und das Ganze auf CD-Lange auszudehnen.
Das soll nicht hei?en, da? man sich alter, schon mal dagewesener Stilmittel bedient. In einem angemessenen Rahmen ist das durchaus legitim, schlie?lich gibt es heute nichts mehr grundlegend Neues zu entdecken. Man sollte das Ganze nur ausreichend mit eigenen Ideen, im technischen wie ideellen Sinne aufwerten. Dies kaeme einer Weiterentwicklung gleich. Ansonsten wuerde man sich nur im Kreise drehen.
Das eigentliche Hauptproblem ist aber, da? die Platten- und CD-Herstellung in den letzten Jahren fuer fast jedermann bezahlbar geworden ist. Somit sind mitunter den peinlichsten Entgleisungen Tur und Tor zu einem recht gro?en Podium geoeffnet. Frueher hat man nur mit kleinen Kassettenauflagen angefangen. Bei diesem, leider fast verdraengten Medium hatte man Narrenfreiheit und die Quantitaet und Qualitaet spielte keine so entscheidende Rolle. Schlie?lich konnte man ja bei absolutem Nichtgefallen die Kassette mit etwas anderem bespielen.

INADE beschaeftigen sich auf jeder ihrer Veroeffentlichungen mit anderen Themen. Stehen diese Themen (Majakowski, Aldebaran...) alle in einem Zusammenhang? Wenn ja, in welchem?

Es liegt uns sehr daran, jede Veroeffentlichung mit einer bestimmten Idee zu verbinden. Das erhoeht den Reiz fur uns und sicherlich auch fur den geneigten Hoerer, der in der Lage ist bestimmte Sachen herauszufiltern. Der einzige Zusammenhang zwischen den verschiedenen Themen ist wohl der, da? sie alle von INADE konzeptionell bearbeitet wurden.

Eure erste CD „Aldebaran" greift eine Thematik auf, die sich gerade in letzter Zeit einer steigenden Beliebtheit erfreut. Ufologen, Hohlweltler, Verschwoerungstheoretiker, Neuschwaben und Hyperborea-Traditionalisten praesentieren immer wieder neue mehr oder minder abstruse Themen ueber das „Woher und Wohin" der Menschheit. Wollt Ihr mit Eurem Werk diese Thesen focussieren oder Eure eigene Interpretation liefern, und wenn letzteres der Fall sein sollte, wie sieht diese Interpretation aus?

Die Aldebaran CD ist eine klangtechnische Interpretation des unendlichen kosmischen Gesetzes von Werden und Vergehen. Es ist eine Klangreise, ein Soundtrack der fur uns die optimalste Form fur eine solch ganzheitliche Thematik war. Was die neuzeitlichen Forscher in den letzten Jahren uber diese Thematik geschrieben haben, treibt mit unter sehr amuesante Blueten. Die Vermischung von Fakten und Fiktionen, fuhrt haeufig dazu, da? die Wirklichkeit sich zur Legende entwickelt. Aber der Sehende wird auch hier zu unterscheiden wissen... Um nicht in eine phantastische Spinnerei abzugleiten endet die CD - nicht ohne Grund - mit den Worten Ernst Juengers: „ Das Wirkliche ist ebenso zauberhaft, wie das Zauberhafte wirklich ist."

Warum habt Ihr diese CD nicht selbst auf LOKI herausgebracht?

Das lag wohl daran, da? Justin als einziger energisch am Ball geblieben ist und au?erdem persoenlich sehr am Kontext von Aldebaran interessiert war. Im Endeffekt ging es uns dann auch darum, diese CD in professionellen Haenden zu sehen. Neben dem flaechendeckenden Vertrieb arbeitet COLD SPRING mit faehigen Grafikern zusammen, die unsere Ideen und Vorstellungen sehr gut umgesetzt haben. Eine derartige Praesentation und Auflage dieser CD waere zum damaligen Zeitpunkt mit LOKI nicht moeglich gewesen. Bereut haben wir diese Entscheidung in keiner Weise. Das naechste Album wird aber dann bei uns erscheinen, da wir dieses, sicherlich nicht in den Dimensionen von COLD SPRING, jedoch wesentlich besser, als noch vor zwei Jahren vertreiben und produzieren koennen.

Wann entstand das Labelkonglomerat um die LOKI FOUNDATION und POWER AND STEEL, und welche Personen waren daran beteiligt? Welche Formationen gehoeren momentan zur LOKI FOUNDATION?

LOKI wurde von uns beiden und Andreas Berge gegen Ende 1991 gegruendet. POWER AND STEEL kam dann 1993 als Seitenlabel hinzu.
Formation, die zur LOKI FOUNDATION gehoeren, gibt es in diesem Sinne nicht. Das war vielleicht einmal so, als alle Veroeffentlichungen und Projekte mehr oder weniger unseren eigenen Ideen entsprungen sind. Besonders Andreas hatte sich da mit diversen, „eisernen" Nebenprojekten hervorgetan. Natuerlich bemuehen wir uns, einen gewissen Stamm zu halten: TURBUND STURMWERK, PREDOMINANCE und in Zukunft auch wieder INADE sind da wohl die praegendsten Formationen.

Reflektiert der Name LOKI FOUNDATION eine tiefe Verbundenheit mit der nordischen Tradition oder geht es mehr um den umstrittenen Aspekt, fur den LOKI in eben dieser Tradition steht?

Da die fruehen Arbeiten von DAGDA MOR und INADE mehr oder weniger intensiv von der nordischen Tradition beeinflu?t waren, hat dies wohl auch den entscheidenden Impuls fur die Namensgebung des Labels mit sich gebracht.
Der zwiespaeltige und streitbare Charakter der Figur Loki erschien uns fur die weitere Strategie des Labels als besonders treffend. Da? dieses Anliegen auch aufgegangen ist, beweist das relativ haeufige Auftreten der verschiedensten Ereiferer gegen das Label LOKI. Obwohl die wackligen Argumente dieser Leute meist von der voelligen Verkennung des eigentlichen Kontextes einer LOKI -Veroffentlichung am Leben erhalten werden, ist es doch fur uns befriedigend, diesen Gerechten ungeschliffenes Rohmaterial fur ihre Illusion zu liefern, wenigstens etwas fur die Erhaltung des Weltfriedens getan zu haben. Schlie?lich ist jede Reaktion immer noch besser als Ignoranz.

Herr Berge, alias Dagda Mor, hat ja im „Black"-Magazin ziemlich uber Eure Zusammenarbeit rumgemosert und Euch indirekt als „Stare mit fremden Federn" bezeichnet. Moechtet Ihr auf diese Verlautbahrungen eingehen?

Die auf uns bezogenen Aeu?erungen von Andreas in den beiden Interviews, ein aehnlich geartetes gab es ja noch im „Anon"-Magazin, haben uns doch sehr negativ ueberrascht. Obwohl jeder schon seit geraumen Weile eigene Wege gegangen ist, hatten wir trotzdem noch Kontakt, der sich zwar im Gro?en und Ganzen nur auf Abrechnungen von DAGDA MOR-Verkaeufen und dem Austausch von Equipment beschraenkte, aber immerhin noch bestanden hat.
Unrichtig ist die Behauptung von Andreas, da? er der alleinige Initiator von LOKI war. Er hatte nicht mehr oder weniger Anteil daran als wir. Nicht umsonst war die erste LOKI-Veroeffentlichung eine Doppelkassette von DAGDA MOR und INADE. Schon in der Mitte der Kassetten-Phase hatte sich aber die eigentliche Labelarbeit, wie Produktion, Vertrieb, Korrespondenzen und die Zusammenarbeit mit neuen Projekten mehr und mehr auf unsere Seite verlagert. Andreas schien dies alles nicht mehr sonderlich zu interessieren. Eine ma?lose Selbstueberschaetzung der eigenen Arbeiten, sowie die voellige Ignoranz gegenueber anderen, auf LOKI veroeffentlichenden Projekten hatte dann irgendwann zur Folge, da? wir ihn bei Entscheidungsfragen, DAGDA MOR-betreffendes ausgenommen, nicht mehr mit einbezogen haben. Es war eine voellig selbstlaeuferische Sache, ohne da? sich bisher jemand daran gesto?en hat. Warum sich Andreas jetzt, nach fast drei Jahren, in dieser Art und Weise Luft und Aufmerksamkeit verschafft, ist fur uns nicht ganz nachvollziehbar.

Beim diesjaehrigen Konzert in Dresden wirkten besonders die Stuecke von der 10inch. Das von Euch verwendete Blasinstrument, vor allem der Klang, erinnerten an eine Elektro-Lure. Ein Eigenbau?

Wir arbeiten mit verschiedenen selbstgebauten Sachen. Die meisten, sowie auch das von Dresden, sind recht einfache Dinge. Den eigentlich wirksamen Ton und das entsprechende Volumen bringt erst der Klangeffekt mit sich, so unromantisch das letztenendes auch scheinen mag.

Koennt Ihr Angaben zu dem von Euch verwendeten Equipment machen?

Zehn Prozent Computer, zehn Prozent Synths, Effektgerate etc... und achtzig Prozent Improvisationsvermoegen und Geschick.

Ihr wart anlae?lich eines Konzertes in Prag. Wie beurteilt Ihr die dortige Powerelectronic-Szene?

Eine sogenannte Szene, wie man sie hierzulande kennt, gibt es dort nicht. Es ist ein relativ kleiner, dafuer umso ambitionierterer Kreis von Kuenstlern und Interessenten. Obwohl scheinbar voellig isoliert, gab es einige Bands schon vor 10 Jahren. Doch gerade diese Umstaende scheinen bewirkt zu haben, da? man dem urspruenglichen Begriff von Industrial, in seiner rauhen, schnoerkellosen und ungeschliffenen Art sehr nahe kommt. Die Konzerte von VOID, EINLEITUNGSZEIT und SEISMIC WAVE FACTORY haben in dieser Hinsicht einen sehr positiven Eindruck hinterlassen.

Seht Ihr Euch einer Tradition, sei sie nun heidnisch, hellenisch oder futuristisch, verpflichtet?

Der Begriff „Tradition" erscheint uns hier durchaus problematisch. Es gibt viele Dinge die uns beeinflussen, kuenstlerisch und natuerlich auch privat. Wir glauben allerdings nicht, da? wir in einer der festgelegten Traditionen stehen. Kunst als Religionsbegriff, wie sie die Jugendstilkuenstler auffasten, kommt unserer Vorstellung aber durchaus recht nahe. Ein Begriff mit dem wir uns identifizieren konnen, ist wohl der futuristische Metaidealismus.

Welche Rolle spielt „Techno" fur Euch. Inwieweit uberschneiden sich Techno und Industrial Eurer Meinung nach?

Die Kultur des sogenannten Techno spielt keine Rolle fur uns. Waehrend es allerdings sehr gute progressive und experimentelle Technomusik gibt, die wohl oft auch musikalisch eher in einer industriellen Tradition steht, als in der der urspruenglichen Techno- und Housemusik. Diese fortschrittlichen Formen der technoiden Tanzmusik uberschneiden sich durchaus an einigen Punkten mit Industrial, da? fangt zum Beispiel schon bei den Instrumenten an, die sehr wohl ubergreifend verwendet werden. Beide musikalischen Formen entstehen im Kopf, sie schaffen Kopfraum. Beiden geht es auch nicht um die handwerklichen Faehigkeiten der Kuenstler, die sie benoetigen, um Musik zu machen. Entscheidend ist eigentlich nur die Kreativitaet, und das ist wohl die groe?te Ueberschneidung zwischen den beiden Ausdrucksformen.

Was moechtet Ihr zu folgenden Stichwoertern sagen:

Leitmotive: geben wir nicht vor, sondern wir wollen mit gewissen Ideen zum Nachdenken anregen praegende Buecher: von Artauds „Theater der Grausamkeit" bis Meyrinks „Die vier Mondbrueder"

Drogen: koennen aeu?erst praegende Erfahrungen schaffen

Wismut Aue: hei?t jetzt Erzgebirge Aue, besitzt momentan weder zweitligataugliche Mannschaft noch Firma

das Erzgebirge: schoene Landschaft, einfaeltige Menschen

Was erwartet uns fur die Zukunft von der LOKI FOUNDATION.

Auf POWER AND STEEL werden wir den 5. und 6. Teil der 10inch-Serie mit T.G.V.T. und ANENZEPHALIA fortsetzten. Zukuenftige Plane fur LOKI sind die neuen CD-Alben von TURBUND STURMWERK und INADE. Au?erdem bereiten wir mit dem Turbund eine Vinylcompilation zur FRATERNITAS SATURNI vor.

Und von INADE?

Wie oben schon erwaehnt, arbeiten wir an der neuen CD, die THE CRACKLING OF THE ANONYMOUS hei?en wird. Eventuell wird sie im kommenden Fruhjahr fertig. Bei MDP erscheint die QUARTERED VOID-Picture 7inch. Einige Samplerbeitraege stehen auch noch aus, und bei COLD SPRING wird hoffentlich bald die Zweitauflage der ALDEBARAN-CD fertig.
Zitate und Parolen fur unsere Leserinnen und Leser:
„Wer hundert Jahre seiner Zeit vorauslebt, wird nicht vom Gegenwaertigen ueberrascht." Viktor Schauberger